Als Transformationsarchitekt verantwortete ich die konzernweite Einführung einer No-Code-Strategie zur Modernisierung der Legacy-Systeme. Das Projekt revolutionierte die Art und Weise, wie das Unternehmen Geschäftsanwendungen entwickelt: 25 Business-Applikationen wurden durch Fachabteilungen eigenständig erstellt, die Entwicklungszeit reduzierte sich um 80% bei gleichzeitiger Kosteneinsparung von 60%.
Die Versicherungsbranche steht vor der Herausforderung, immer schneller auf Marktveränderungen und Kundenanforderungen reagieren zu müssen. Gleichzeitig behindern veraltete IT-Systeme und lange Entwicklungszyklen die notwendige Agilität. Unser Kunde erkannte, dass die traditionelle Softwareentwicklung nicht mehr ausreichte, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Vision: Fachabteilungen sollten befähigt werden, eigenständig Anwendungen zu entwickeln und Prozesse zu digitalisieren.
Der Versicherungskonzern operierte mit einem komplexen Netzwerk aus Legacy-Systemen, die über Jahrzehnte gewachsen waren. Die IT-Abteilung war mit einem Backlog von über 200 Anfragen für neue Geschäftsanwendungen konfrontiert, während die Fachabteilungen zunehmend zu Schatten-IT griffen, um ihre dringenden Bedürfnisse zu erfüllen. Die durchschnittliche Entwicklungszeit für eine neue Anwendung lag bei 8-12 Monaten, was in der schnelllebigen Versicherungsbranche nicht mehr tragbar war.
Als Transformationsarchitekt übernahm ich die strategische und operative Führung des Projekts. Meine Aufgabe war es, nicht nur die technische Implementation zu steuern, sondern vor allem einen kulturellen Wandel zu orchestrieren. Ich leitete ein Kernteam von 12 Experten und koordinierte ein Netzwerk von über 50 Citizen Developern in verschiedenen Fachabteilungen. Die Position erforderte ein ausgewogenes Zusammenspiel von technischer Expertise, Change Management und strategischer Weitsicht.
Die größte Herausforderung lag in der Balance zwischen Innovationsgeschwindigkeit und Enterprise-Governance. Wir mussten sicherstellen, dass die neue Entwicklungsfreiheit nicht zu einem unkontrollierten Wildwuchs von Anwendungen führte. Gleichzeitig galt es, die Skepsis der traditionellen IT-Abteilung zu überwinden und ein produktives Zusammenspiel zwischen Professional und Citizen Developern zu etablieren. Datenschutz und Compliance-Anforderungen im Versicherungsumfeld erhöhten zusätzlich die Komplexität des Vorhabens.
Wir entwickelten einen mehrstufigen Transformationsansatz, der Technologie, Menschen und Prozesse gleichermaßen berücksichtigte. Im Zentrum stand eine No-Code-Plattform, die sowohl leistungsfähig als auch sicher und compliant war. Parallel etablierten wir ein Citizen Development Center of Excellence, das Standards, Best Practices und Governance-Richtlinien entwickelte. Ein innovatives "Buddy-System" brachte IT-Profis und Business-Entwickler in engmaschigen Austausch.
Die Transformation erfolgte in vier strategischen Phasen. Wir begannen mit einem Pilotprojekt in der Schadensabteilung, wo der Bedarf an digitalen Lösungen besonders hoch war. Nach dem erfolgreichen Proof of Concept weiteten wir das Programm schrittweise auf weitere Abteilungen aus. Ein speziell entwickeltes Schulungsprogramm befähigte die Mitarbeiter, eigenständig Anwendungen zu entwickeln, während klare Governance-Strukturen die Qualität und Sicherheit gewährleisteten.
Das Herzstück der Implementation war ein selbst entwickeltes "App Store"-Konzept: Erfolgreich entwickelte Anwendungen wurden zentral zur Verfügung gestellt und konnten von anderen Abteilungen wiederverwendet und angepasst werden. Dies förderte nicht nur die Effizienz, sondern auch den Wissensaustausch zwischen den Fachabteilungen.
Die Ergebnisse übertrafen alle Erwartungen. Innerhalb eines Jahres entstanden 25 Business-Applikationen, die täglich von über 2.000 Mitarbeitern genutzt werden. Die durchschnittliche Entwicklungszeit für neue Anwendungen sank von 8-12 Monaten auf 2-4 Wochen. Besonders beeindruckend war die Kosteneinsparung von 60% im Vergleich zur traditionellen Entwicklung.
Noch wichtiger als die quantitativen Erfolge war der kulturelle Wandel: Die Zusammenarbeit zwischen Business und IT verbesserte sich deutlich, und die Mitarbeiter entwickelten ein neues Selbstverständnis als aktive Gestalter der digitalen Transformation.
Die wichtigste Erkenntnis war, dass der Erfolg einer No-Code-Transformation weniger von der Technologie als von der kulturellen Veränderung abhängt. Klare Governance-Strukturen, kontinuierliche Schulung und aktives Change Management waren entscheidend. Das entwickelte Buddy-System zwischen IT und Business erwies sich als besonders wertvoll für den Wissenstransfer und die Qualitätssicherung.
Die technische Basis bildete eine Enterprise-No-Code-Plattform, ergänzt durch spezialisierte Tools für Prozessautomatisierung und Datenintegration. Ein selbst entwickeltes Governance-Framework stellte die Einhaltung von Sicherheits- und Compliance-Anforderungen sicher. Die Integration in die bestehende IT-Landschaft erfolgte über eine API-Gateway-Architektur.
Die Transformation hat die Art und Weise, wie das Unternehmen digitale Lösungen entwickelt, grundlegend verändert. Das etablierte Citizen Development Programm wächst kontinuierlich und inspiriert andere Unternehmen in der Branche. Die geschaffene Infrastruktur ermöglicht es dem Versicherungskonzern, schnell auf neue Marktanforderungen zu reagieren und innovative Produkte zu entwickeln.
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